Gut besuchter Bildungsabend
Rege Diskussion über komplizierte Thematik
Ende Oktober führten wir in der Wohngebietsgruppe Essen-Altenessen den Bildungsabend zum Thema „Reaktionärer Staatsumbau“ durch. Wir nahmen uns zunächst die beiden ersten Teile der Bildungszeitung vor: „Bürgerliche Herrschaft“ und „Die bewusste und intelligente Manipulation der Massen“ und planten einen weiteren Abend zum letzten Block der BIZ „Grenze der Integration“.
An Hand von Leitfragen, die auf Grundlage der BIZ vorbereitet wurden, erarbeiteten wir uns im ersten Teil den erforderlichen Begriffsapparat: was heißt eigentlich „Herrschaft“, was ist BÜRGERLICHE Herrschaft? Was ist der Unterschied zwischen Kapitalismus und MONOPOL-Kapitalismus (…). Welche Rolle spielt der Staat spezielle im Monopolkapitalismus?
Die Leitfragen waren hier ein hilfreiches Mittel für den Diskussionsprozess: die Genossinnen und Genossen, die es in Vorbereitung des Bildungsabends geschafft hatten, die BIZ zu lesen, konnten ihr Textverständnis und ihre Fragen einbringen. Davon konnten die anderen gleich mit profitieren.
Am kompliziertesten empfand ich die Diskussion im zweiten Teil zu der Frage, wie grundsätzlich „der Gedanke im Kopf“ entsteht, was unser Bewusstsein ausmacht, wie es entsteht. Hier geht es eben nicht nur um Manipulation der Beherrschten durch die Herrschenden. Der Aspekt der Manipulation mit den verschiedensten Methoden ist in der BIZ besonders gut herausgearbeitet. Der andere Aspekt, dass nämlich das gesellschaftliche Sein des Kapitalismus auch ohne gezieltes Agieren der Bourgeoisie Bewusstsein schafft, ist – wie ich finde – nur unzureichend entwickelt. An dieser Stelle kann sich z. B. die Frage entzünden, warum die eine Arbeiterin aus dem Konkurrenzverhältnis auf dem Arbeitsmarkt eine kämpferische solidarische Haltung entwickelt und der andere Arbeiter sich in einer Hackordnung einreiht.
Bei einem gut besuchten Bildungsabend mit 15 Teilnehmer-/innen und einer regen Diskussion, an der sich 13 Personen beteiligten, können wir aus meiner Sicht ganz zufrieden sein. Die Bildungszeitung war hier eine gute Grundlage. Die in der UZ geführten Kontroverse zur BIZ spielte erstaunlicherweise gar keine Rolle.
Spannend wird nun der 2. Bildungsabend zum Thema „Reaktionärer Staatsumbau“. Besonders neugierig bin ich auf die Diskussion zu dem Aspekt, dass die bundesdeutsche Gesellschaft bunt und vielgestaltig zu sein scheint (die „pluralistische Gesellschaft“ mit hunderten und tausenden von Verbänden und Interessensgruppen) zugleich jedoch eine Tendenz zur Gleichförmigkeit und Einheitlichkeit aufweist (und vom Kapital angestrebt wird.) . Ob dieses Phänomen begrifflich mit der „geschlossenen Heimatfront“ am besten abgebildet wird, kann dann ja – auf Grundlage der Bildungszeitung – wieder rege diskutiert werden.
Uli Macher, Essen